WISSEN, MEINUNGEN & TRENDS
Wie sichern wir Pflege so ab, dass sie den Herausforderungen von morgen gewachsen ist – nicht theoretisch, sondern ganz konkret im Alltag der Menschen? Diese Frage stand im Zentrum der Arbeit der Bundesarbeitsgruppe Pflege im Wirtschaftsrat.
Wie sichern wir Pflege so ab, dass sie den Herausforderungen von morgen gewachsen ist – nicht theoretisch, sondern ganz konkret im Alltag der Menschen? Diese Frage stand im Zentrum der Arbeit der Bundesarbeitsgruppe Pflege im Wirtschaftsrat. Ich habe diesen Reformplan aktiv mitentwickelt, weil ich davon überzeugt bin: Es braucht jetzt entschlossene Veränderung – politisch, strukturell und gesellschaftlich.
Pflege ist für mich kein Verwaltungsakt, sondern eine Aufgabe mit menschlicher und wirtschaftlicher Verantwortung. Was wir brauchen, sind Rahmenbedingungen, die funktionieren – für Pflegebedürftige, für Angehörige, für Leistungserbringer und für die Menschen, die tagtäglich mit Engagement und Fachlichkeit für Versorgungssicherheit sorgen.
Und wir brauchen endlich einen neuen Dialog: zwischen Leistungserbringern und Politik, zwischen Pflegepraxis und Kostenträgern, zwischen ambulant und stationär. Denn Pflege kann nur dann zukunftsfähig sein, wenn wir Brücken bauen – zwischen den Systemen, zwischen den Menschen, zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Genau dafür steht auch unser Selbstverständnis bei IMMOTISS: Beratung, die verbindet.
Fachkräftegewinnung mit Realitätssinn denken
Einer der zentralen Hebel ist und bleibt die Fachkräftefrage. Wer ernsthaft Pflege sichern will, muss die Anwerbung und Integration internationaler Fachkräfte endlich praktikabler gestalten. Wir fordern unter anderem ein digitales Self-Service-Portal für Arbeitgeber und Bewerber, um langwierige Behördengänge abzulösen. Auch eine bundeseinheitliche Anerkennung von Berufsabschlüssen, realistische Sprachregelungen und langfristige Arbeitserlaubnisse sind zwingend notwendig. Das Ziel ist klar: Wertschätzung durch Struktur – und Tempo durch Verlässlichkeit.
Zudem setzen wir uns für ein faires Qualitätssiegel ein, das nicht nur öffentlichen Trägern Vorteile verschafft, sondern allen Akteuren offensteht. Wer erfolgreich anwirbt, sollte einen Teil der entstehenden Kosten erstattet bekommen – ein pragmatischer Hebel für mehr Dynamik im System.
Versorgung entlasten – strukturell und digital
Die ambulante und stationäre Pflege sind gemeinsam das Rückgrat unseres Systems – doch beide kämpfen mit langwierigen Verhandlungsprozessen, Zahlungsverzug und wachsendem finanziellen Druck. Deshalb schlagen wir vor, Vergütungsverhandlungen künftig auf Basis eines einheitlichen digitalen Kalkulationsschemas zu führen. Das schafft Transparenz und Geschwindigkeit – beides fehlt derzeit vielerorts.
Auch bei der Finanzierung braucht es Anpassungen: Zahlungsausfälle dürfen keine betriebliche Bedrohung sein. Wir plädieren für klare Fristen, Genehmigungsfiktionen bei Folgeanträgen und eine konsequente Digitalisierung der Prozesse. Bürokratieabbau muss endlich Praxis werden, nicht bloß Programmatik.
Finanzierung neu aufstellen – fair, flexibel, nachhaltig
Ein zentrales Element unseres Konzepts ist das vorgeschlagene Stundenmodell: Statt fixer Geldbudgets sollen künftig Fachleistungsstunden je nach Pflegebedarf gewährt werden – verhandelbar, differenziert nach Qualifikation, flexibel kombinierbar. Das bildet den tatsächlichen Versorgungsbedarf deutlich realistischer ab und eröffnet neue Spielräume für individuelle Lösungen – gerade in gemeinschaftlichen Wohnformen oder ambulant betreuten Settings.
Damit einher geht unser klarer Appell: Pflege braucht wieder mehr unternehmerische Freiheit. Das aktuelle Maß an Regulierung bindet Fachkräfte an Dokumentationspflichten und verhindert dort Innovation, wo sie dringend gebraucht wird. Weniger Vorschriften – bei gleichbleibend hoher Ergebnisqualität – ist kein Widerspruch, sondern Grundvoraussetzung für eine Pflege, die auch in zehn Jahren noch trägt.
Auch die Refinanzierung bereits erbrachter Leistungen – etwa bei kurzfristigen Leerständen oder im Todesfall – muss gesetzlich verlässlich geregelt werden. Die wirtschaftliche Grundlage vieler Einrichtungen hängt davon ab.Der Reformplan ist ein Angebot an die Politik – aber auch ein Appell an die Branche, sich stärker einzubringen. Veränderung braucht Rückgrat. Und sie braucht Vorschläge, die umsetzbar sind. Ich bin überzeugt: Dieser Plan liefert beides – und er schafft etwas, das wir in der Pflegepolitik viel zu selten sehen: Verbindung statt Gegensätze.
Praxisnahe Lösungen brauchen praxisnahe Partner. Genau hier setzt unsere Business Unit „Refinanzierung & Betriebsentwicklung“ an: Wir unterstützen Betreiber:innen dabei, wirtschaftlich tragfähige Strukturen zu schaffen – von der Neuausrichtung des Betriebs bis zur Optimierung der Vergütungssystematik. Gemeinsam machen wir Pflege wieder handlungsfähig.